Leopold ist in der letzten Zeit völlig aus dem Häuschen. Unartige war er zwar schon immer, aber jetzt wird es langsam lästig. Neulich habe ich ihn mal nicht sofort beim Anleinen zu fassen bekommen und die Kellertür war auf. Fort war er! Rufen und "bleib" schreien hat natürlich keine Reaktion hervorgerufen. Erst nach etwa 500 m habe ich ihn wieder zu fassen bekommen. Außerdem hat er neben Fressen nur noch Sex im Kopf.

Nun kommt in der Familie die Diskussion nach Kastration auf. Ich bin zwar dagegen, meinen kleinen Kumpel zu verstümmeln aber es scheint der einzige Weg aus dem Dilemma zu sein.

Nun nach der Vorrede meine Frage: Wie ändert sich grundsätzlich nach einer Kastration der Charakter? Er wird ruhiger und nicht mehr so aufsässig. Das wäre ja in Ordnung. Ich befürchte aber, daß er danach von den anderen Hunden mißachtet wird. Außerdem möchte ich nicht, daß sein fröhliches Wesen verschwindet und er träge und langweilig wird.

Wie sind Eure eventuellen Erfahrungen.

Gruß
Uwe

Lieber Uwe -

vorab: Andere Hunde werden Deinen Hund nicht weniger achten als sie es jetzt tun, solltest Du ihn wirklich kastrieren lassen - das ist ein Märchen, das besonders diejenigen gerne verbreiten, die glauben, dass Hoden den Charakter ausmachen ... vergiss es. Es gibt unzählige Beispiele dafür, dass es nicht so ist. Frag einmal Besitzer von männlichen Blindenhunden oder arbeitenden Herdenhunden ... das einzige, was passieren könnte: zickige Hündinnen in der Läufigkeit machen ihn blöde an, weil er sich nicht für sie interessiert ...

Ich hatte 2 kastrierte, riesige Herdenschutzhundrüden und eine unkastrierte ebensolche Hündin - die hätte sich niemals getraut, die Jungs wegen Desinteresse zu beissen oder so ..

Aber: eine Operation ist eben immer auch ein Risiko und
ich würd keine OP machen lassen, die nicht sein muss ... und es ist auch nicht gesagt, dass sein Sexualtrieb dadurch tatsächlich gebannt wird - oder ob er weniger ausbüxt.

Ich würde es an Eurer Stelle erst einmal mit sanfteren Methoden wie mit Agnus Castus (bei Rüden mindert es den Sexualtrieb) oder mit einer chemischen Kastration versuchen und mit Ablenkung, bei der er sich auspowern kann und ein paar Trainigsstunden bei einem wirklich guten Hundetrainer, der Dich und ihn mal ein wenig in die Mangel nimmt - bei Manolito und mir hat das nach 8 Jahren auch noch was gebracht, wenngleich der Fall etwas anders liegt :-) (und Manolito seit 6J kastriert ist ...) Ich würde einen gesunden Hund nicht kastrieren lassen, um ihn umzuerziehen ...

Also, unser Wasko-Männlein ist wegen einem übersteigerten Sexualtrieb mit 1Jahr kastriert worden. Erhat überhaupt nicht gespielt, hockte nur auf allem drauf, was nicht bei 3 auf den Bäumen war, ignorierte jede Erziehung, hatte einfach ein dickes Brett vorm Kopf...
Er hat sich durch die Kastration vom Charakter her nicht verändert, ausser, das er umgänglicher wurde, auch was die Hündinnen anging. Er war ein sehr eigenständiger, selbstbewusster Rüde, der Entscheidungen lieber selbst fällte, als sie anderen zu überlassen... Sehr gut sozialisiert, mit allem verträglich, souverän und einfach eine coole Socke...
Er ist fast 14 Jahre alt geworden, und war immer gesund!
Wir vermissen ihn ganz schrecklich.
Auf der anderen Seite ist eine Kastration ein nicht rückgängig zu machender Eingriff, mit Narkose, mit allen damit verbundenen Risiken, wie z.B. der malignen Hyperthermie.Sie ist auch kein Allheilmittel, und ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschliessen : vielleicht erst einmal einen Chip setzen lassen (chem. Kastra)

LG und knutscher an den süssen "Triebtäter"
Barbara mit den Mädels Gigi und Amelie, Wasko-Männlein immer in unseren Herzen

...pssst... was ist denn ein Wasko? Ich hab das Wort nur als Hundenamen mal gehört ... hab ich was falsch gelesen? :-)

woran machst du es fest, dass er neben fressen nur an sex interessiert ist? eine offene kellertür geht sicher nicht auf leopolds konto ;-) und unartigkeit hat immer zwei seiten, wobei die erste beim menschen liegt (eigene erfahrung), da hilft werder chip noch kastra.

Na ja, wenn Ihr das so schreibt. Die Familie denkt, daß Leopold durch eine Kastration etwas ruhiger wird. Scheint aber so wohl nicht zu funktionieren. Leopold hat übrigens nur noch ein Testikel. Der andere wurde entfernt, nachdem er nicht aus der Bauchhöhle gekommen war.

Hündinnen gegenüber ist er eigentlich eher höflich. Ein Schnappen und er hält respektvoll Abstand. Dann setzt er sich meist hin und jault ein "Liedchen". Falls wirklich mal eine läufig ist, macht er eher mal Trockenübungen, danachdem er sich eine Nase voll geholt hat.

Seine Hauptunart ist, daß er von hinten kommt und einen von uns das Bein umklammert. Dieses Verhalten legen wir als Sexualtrieb aus - vielleicht falsch? Außerdem macht er dabei mitunter die typischen Bewegungen, wobei er aber nicht ausschachtet.

Na und mit der Erziehung ist das bei Bullies so eine Sache. Ich hatte bei der Vorstellung geschrieben, daß wir zum Hund wie die Jungfrau zum Kind gekommen sind. Null Ahnung von Hunderziehung und dann gleich die Königsklasse in punkto schwererziehbar.

PS.: Ich habe jetzt mal in einer neuen Hundzeitung über franz. Bulldoggen gelesen: "... ein Clown mit Dickkopf" und "... stur ist gar kein Ausdruck ..."

Uwe

also das Umklammern ist vor allem ein Zeichen von "Machtausübung" und weniger ein vordergründiger Sexualtrieb ... bei wem macht er das denn vor allem? Ich wette, bei Deinen Kindern u Deiner Frau oder auch bei Dir?

Probiere es doch zu erst einmal mit einem Kastrationschip. Da wirst du sehen ob er wirklich ruhiger wird . Dann kannst du dich immer noch für oder gegen eine OP entscheiden.

Du kannst doch auch einfach mal einen Hormonchip (Superlorin oder so heißt das)setzten lassen...also chemisch kastrieren. Da kann man dann gut sehen, was sich ändert. Hält ca ein halbes Jahr und nach 6 Wochen ist das Testosteron soweit abgebaut, wie es bei einer echten Kastration auch wäre.

Hat ein Nachbar auch gemacht und sich dann gegen die Kastration entschieden, da das Verhalten, was unerwünscht war nicht weg war, der Hund aber insgesamt sehr ruhig wurde....nur die Unarten blieben halt.

Umklammern als Machtausübung kann sein. Er maht es mit meiner Frau und da mit Vorliebe. Bei mir genüg schon ein kurzer Ruck und er läßt es bleiben. Bei meinen Kindern verkneift er sich das,denn mein Sohn ist das eigentliche Herrchen. Vor dem (43) hat er den größten Respekt. Ich bin nur Nummer 2.

Vermutlich sind wir zwei Alten zu lieb zu Leopold - Enkeleffekt.

Uwe

Ich würde auch erst mal den Chip wählen , denn der ist nicht für die Ewigkeit. Doch ist es nicht immer zwingend so , dass die Hormone nach 6 Monaten dann wieder weg sind. ich hab hier ein chemisch kstriertes Exemlpar laufen , er wurde jetzt seit ca 1,5 Jahren nicht nachgechipt und ihm sind immer noch läufige Hündinnen ziemlich wurscht.
Den Chip gibt es nur in einer Größe somit hält es bei sehr großen Hunden nicht so lange und bei sehr Kleinen viel länger. Mein Kamerad ist 55 cm und hat an die 28 kg.

der kleine mann akzeptiert offensichtlich die rangreihenfolge nicht (mehr). versucht mal uwe/frauchen - leopold wieder hinzukriegen. pauli hat auch solche phasen, da hilft klare ansage, ein deutliches pfui, nein oder was auch immer ihr benutzt. sofort unterbinden und den hund ignorieren. ich seh da keinen grund für schnippeln oder chemie.

Danke, auch im Namen von Leopold. Er wird vorerst alles, was gewachsen ist behalten dürfen. Wir werden mal die Chemie versuchen.

Gruß
Uwe